Dienstag, 24. Oktober 2017

Lüftungsanlage, oder wie man sich selbst krank macht. - Zentrale Lüftungsanlage, dezentrale Lüftungsanlage, WRG

Der Titel sagt es, wie schafft man es sich selbst krank zu machen? Die Antwort ist einfach: Man nehme eine Lüftungsanlage, reinige sie nie, am Besten schüttet man noch regelmäßig Wasser, Brotkrumen, sonstige Essenreste in die Wärmetauscher, quasi als Nährboden für jeglichen Schimmel und man bekommt sie Früchte seiner Arbeit irgendwann zu spüren.

Es kann so einfach sein oder?

In den Facebookforen für Bauherren kommt das Thema immer wieder hoch, soll ich eine Lüftungsanlage nehmen? Dezentral? Zentral? Horizontal oder doch vertikal? Mit Wärmerückgewinnung oder ohne, dient sie als Heizungsersatz?

Ist es den Preis wert? Was kostet der Unterhalt? Bringt es mich im Leben weiter? Kann sie wirklich kochen?

Dann kommen viele um die Ecke die nie eine hatten aber alles erzählen können wo der Schimmel schon das ganz Haus eingenommen hat, Legionellen (In einer normalen Lüftungsanlage?) und wat weiß ich nicht noch alles. In jedem Fall sind die Lüftungsanlagen eine Ausgeburt des Bösen.

Aber gehen wir mal sachlicher ran, primär kann so eine Lüftungsanlage eins: Lüften! Ende.
Ok, vielleicht noch ein bisschen Wärme- oder Luftfeuchtigkeit tauschen, das war es aber im groben. Ob es sich lohnt oder nicht muss jeder für sich entscheiden.

Ich versuche es mal anhand unserer Anlage einer Pluggit A310 einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG) zu erklären:

Wo liegen die Vorteile einer KWL (Kontrollierte Wohnraum Lüftung)?
- Rund um die Uhr frische Luft
- Weniger Schadstoffe, Gerüche, Pollen und Staub in der Luft durch die Filter.
- Geringere Schimmelgefahr (Mit Fenster wird meist zu wenig gelüftet)
- Wärmerückgewinnung für die Frischluft von bis zu 90%
- Geräuschdämmung, da die Fenster geschlossen bleiben und trotzdem Luft ausgetauscht wird.
- Luftaustausch auch wenn draußen mal kein Wind geht
- Im Sommer teils kühlere Zuluft als bei direktem Lüften das der Wärmetausch umgekehrt auch funktioniert.

Wo liegen die Nachteile einer KWL?

- Stromverbrauch für die Pluggit auf Stufe 3 - 40Watt, auf Stufe 1 - 20Watt
- Elektrisches System, muss gewartet werden und das System muss regelmäßig gereinigt werden
- Anschaffungskosten für die Anlage ~10000€
- Bei schlecht eingestellter Anlage im Winter zu geringe Luftfeuchtigkeit
- Einfrieren des Wärmetauschers ohne vorwärmen im Winter möglich
- Bei schlechter Pflege gesundheitsrisiken

Gehen wir auf die Kosten ein:
Die Anschaffungskosten via des Bauunternehmens liegen bei ca. 10000€, viel Geld, welches man auch nie wieder rein bekommen wird, es ist halt ein Luxusgegenstand.

Laufende Kosten pro Jahr:
Filter bei uns: 2x F7 sowie einmal G4 in der Anlage ca. 50€
Kegelfilter G4 als Vorfilter für den F7 Hauptfilter ca. 20€ für 6 Stück
Wartung (sofern man diese machen lässt) um 150€ pro Jahr.

Stromkosten: Im Mittel um 30W/h also ca. 260 kWh in Jahr ~65€
Bei unserem Haus mit ~165m² Wohnraum also ca. 135€ im Jahr, da ich die Wartung 2x im Jahr selbst mache.

Kosteneinsparung:
Wird gerne übersehen, aber bei einer Wärmerückgewinnung von bis zu 90% spart man eben auch Heizenergie ein, da man weniger Lüftungsverluste hat. Was kann man hier erwarten?
Als Annahme das wir eine Außentemperatur haben von -10°C und eine Innentemperatur von 22°C und einer Wärmerückgewinnung von 70%, einen Volumenstrom von ~150m³/h dann würde die Luft auf ca.12,4°C vorgewärmt. Eine Differenz von 22,4K die die Heizung nicht mehr aufbringen muss. Was das finanziell ausmacht ist schwer zu sagen, aber die Lüftungsverluste machen bei Fensterlüftung und regelmäßigem lüften ca. ein Drittel des Verbrauchs der Heizkosten aus, das wären bei uns ca. 800kWh, davon 70% wären also 560kWh im Jahr oder ~140 Euro.

Dies ist eine Schätzung, kann mehr oder weniger sein je nach dem wieviel man lüften würde über das Fenster, aber eher konservativ gerechnet. Hier kann man die Volumenströme und Verluste berechnen.

Pflege:
Man kann alles machen lassen für ~150€ im Jahr, auch damit die Garantie seitens Pluggit auf 6 Jahre verlängert wird. wir haben es zu beginn schlicht vergessen und ich denke man muss das auch nicht zwangsläufig wenn man sich damit befasst. Unten kann man sehen wie das Geräte aufgebaut ist.

Regelmäßig sollte man die Abluftfilter direkt an den Abluftstutzen in der Küche,Bad, Abstellkammer abnehmen und auswaschen. Die Zu- und Abluftfilter in der Anlage sollte man regelmäßig kontrollieren und nicht erst wenn das Geräte abschaltet oder warnt. Diese kann man aussaugen für den groben Schmutz, sollte man aber auch regelmäßig tauschen.

Zweimal im Jahr reinige ich dann die komplette Anlage, hier ziehe ich die Ventilatoren (Motoren) raus und entferne den Staub in den Ventilatoren falls nötig.

Dann nehme ich noch den Wärmetauscher raus und falls nötig würde ich ihn ausspülen, was aber bei uns in 2,5 Jahren bisher nicht nötig. Die weiße Styroporwanne unten stellt den Kondensatauffang samt Ablauf dar. Wenn überhaupt Schimmel entstehen kann, dann hier bzw. im Wärmetauscher. Um den Wärmetauscher zu entfernen muss man genau 2 Torxschrauben oben für die Abdeckung lösen, das ganze dauert max 2min. Dann unten durchwischen. Meist liegt da nur etwas Staub der den Weg an den Filtern vorbei geschafft hat, das war es. Im Winter wird man hier sicher häufiger Kondenswasser haben aber Schimmel hatten wir bisher keinen. Sicher der Elektriker misst wahrscheinlich noch die Volumenströme nach etc., das mache ich natürlich nicht aber das brauche ich auch nicht auf den m³ genau.
Die Rohrleitungen in und von den Räumen können keinen Schimmel bekommen, diese sollte man wohl ca, alle 10 Jahre einmal reinigen lassen, da sich hier natürlich Staub sammeln kann, aber auch hier ist nach 2,5 Jahren bei uns nichts zu sehen, dafür sind die Filter schließlich da.
Ich habe außen im Ansaugstutzen noch Kegelfilter der Klasse G4 angebracht um als Vorfilter für den teuren F7 zu fungieren. (Nicht verwechseln mit Fungus, den wollen wir ja nicht!) Dieser kostet ca. 3€ und ich tausche ihn ca. alle 2 Monate, so das die Filter immer sauber sind und ordentlich filtern. Das würde Pluggit wohl nicht gerne sehen, da sie sicher sagen werden das die Anlage durch den Filter zusätzlich belastet wird etc, blabla, aber dadurch das die Filter immer sauber sind wird sich das aufheben, läuft bisher in jedem Fall alles top.

Geht also letztlich bei einem jährlichen Pflegeaufwand von ca. 1 Stunde ein Risiko für die Bewohner aus? Ich denke nicht. Und wer diese Stunde nicht investiert, dem ist auch nicht zu helfen. Die Vorteile für uns liegen auf der Hand und wir möchten den Luxus nicht missen. Die Kosten aufs Jahr heben sich auf.

Was gibt es noch bei Lüftungsanlagen?
Heizen mit lüften, wie z.B. die Nibe 750 bzw Nibe 755G bei Viebrock, hier wird primär durch die Abluft geheizt, also ein Kombigerät. Wohl die schlechteste Art der Wärmepumpe, und auch nicht die beste Art des lüftens, daher nicht zu empfehlen, da die Frischluft 1:1 von draußen reinkommt ohne vorwärmen. Was wiederum in erhöhten Heizkosten endet, siehe oben den Rechner bei U-Wert.

Sommerbypass - Haben wir auch, als Beispiel, wenn im Sommer die Innentemperatur mind. 24°C hat und die Außentemperatur mind. 2°C niedriger ist, dann wird der Wärmetauscher umgangen, damit die kühlere Luft direkt ins Haus kommt.

Vorheizregister - Damit im Winter die Lüftung nicht einfriert wird die Luft elektrisch vorgeheizt.

Enthalpietauscher - Tauscht die Luftfeuchtigkeit aus um eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Pluggit bietet das nicht an, hier kann man einen Luftbefeuchter hinzukaufen.

Erdwärmetauscher - Kühlt die Luft im Sommer bzw. wärmt die Luft im Winter vor, dadurch auch kein einfrieren der Anlage.

Dezentrale Anlagen - Also in jedem Raum Löcher in den Wänden in denen die Zuluft reinkommt, teils auch mit Wärmetauscher. Vorteil günstiger und gut nachzurüsten, was ja bei einer zentralen Anlage eher schlecht ist. Nachteil ist halt das man überall Löcher in den Wänden hat und es ohne WRG auch mal ziehen kann im Winter, weiter ist der Lärmschutz nicht so gut und die Gefahr eines Luftkurzschlusses ist höher.

Fazit:
Würden wir wieder eine kaufen? Klares Ja! Würden wir das anderen empfehlen, klares jein!
Aus unserer Sicht ja, aber es gib halt Leute die immer die Fenster aufmachen müssen/wollen, weil sie das mögen, rauchen oder weshalb auch immer die brauchen das nicht. Aber es ist schon angenehm das man nicht mehr manuell lüften braucht, weniger Staub im Haus hat, weniger Pollen, weniger Lärm durch offene Fenster etc. die Vorteile sind es für uns in jedem Fall Wert.
Wenn Ihr anderer Ansicht seit, so könnt Ihr diese gerne hier schreiben, das muss halt jeder für sich entscheiden.

Fotos: Verbrauch auf Stufe 1 19W, Stufe 3 40W
Sowie der Aufbau der Pluggit mit und ohne Abdeckung. die Motoren sind Ventilatoren und in diesen/davor sind auch noch Temperatursensoren verbaut.
Sowie noch das Zuluftgitter im Boden, sowie ein Abluftgitter mit dem auswaschbaren Filter.








8 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Nina und Dirk,
vielen Dank für euren tollen und informativen Hausblog!
Ich werde im nächsten Jahr meinen Hausbau mit HvH beginnen. Besteht evtl. die Möglichkeit sich mit Euch
per Mail/Telefon weiter auszutauschen?
Viele Grüße!
Christian (aus Neuss)

Nina und Dirk hat gesagt…

Hallo Christian,

über unser Profil sind wir per Mail zu erreichen. Falls Du bei Facebook bist, dort gibt es auch zwei Gruppen, Bauherren Heinz von Heiden und Heinz von Heiden - Bauherrentreff. Dort kannst Du auch immer nach Hilfe fragen.
Gruß,
Dirk

Thomas hat gesagt…

Vielen Dank für Ihren Blog, der viele Kenntnisse und Erfahrung vereint. Die Einhaltung einer guten Raumluftqualität über die kontrollierte Wohnungslüftung ist vom Klima unabhängig und sollte bei den heutigen Hauskonzepten immer Berücksichtigung finden.

Lucy hat gesagt…

Unsere Lüftungsanlage hat sich uns seit dem Einzug als sehr nützlich erwiesen. Durch die Wärmerückgewinnung haben wir eine Menge Heizkosten gespart, weshalb wir dies jedem Haushalt wärmstens empfehlen können. Die von uns beauftragten Installateure haben ausgezeichnete Arbeit geleistet.
https://www.brunnschmid.at/leistungen

Tommi hat gesagt…

Könnt ihr mir die Daten für den Kegelfilter nennen? Oder vielleicht sogar mit einem Foto erläutern wie das Ding da montiert wird? Es scheint ja nicht der PLuggit Standard zu sein, sondern eher euer Kniff ;)
Besten Dank!

Nina und Dirk hat gesagt…

Moin Tommi,
ich nehmen außen die Zuluftabdeckung ab und setze den Filter dann mittel eines Spannrings in den Ansaugschacht, so dass dieser noch vor dem Gerät sitzt. Hier bekommst Du das Set, Spannring mit Filter:https://kwlshop.de/kegelfilter-mit-spannring/228-752-kegelfilter-g2-dn-125-200mm-lang.html#/25-set-3_kegelfilter_mit_1_spannring
Generell sollten die Filter DN150 haben sowie möglichst lang sein, damit die Fläche groß ist und dadurch auch wenig Widerstand bietet.

Peter hat gesagt…

Ich habe einfach Gewebe für Fliegengtter verbaut. Das hält alles Grobe, wie Insekten schon mal ab

Anonym hat gesagt…

Guten Tag,

wir sind selbst im Besitz einer Pluggit AP310.
Und vorab, vielen Dank für die Anleitung zum Wechseln der Kugellager.

Nun hat die KWL in der Heizperiode einen Nachteil.
Sie zieht auch unangenehme Gerüche ins Haus.
Vereinzelt werden auch für dieses Problem Aktivkohlefilter angeboten. Diese haben uns aufgrund von Lebensdauer und Preis nicht überzeugt.
Nun möchte ich mit euch das meiner Ansicht nach effektivste teilen.

An den Zuluftöffnungen die Schutzgitter abbauen, einen doppelten Boden via Fliegengitter einbauen, ca 2 cm Aktivkohle (für Aerosole) rein, alles wieder zu.
Die Anlage nimmt nicht mehr Leistung auf, somit auch keine Überlastung. Hält bei uns ca 3 Monate, danach aussaugen und neu befüllen.

Nun Kann der Nachbar eigentlich alles verbrennen ohne dass wir dauernd die Anlage abschalten müssen.

Kostenfaktor ist ca 25 Euro (Vergleich: Aktivkohlefilter ca 70 €, hält eine Woche…)


BG Maik