Mittwoch, 5. März 2014

Wahl des Bauträgers

Eigentlich war bauen keine Wahl bis vor einem Jahr. Alle Risiken, zeitaufwändige Aktivitäten und nervenaufreibende Auseinandersetzungen mit Handwerkern, die ein Neubau mit sich bringt, wollten wir uns eigentlich sparen.
Zudem hatten Bekannte auch noch das negative Erlebnis, dass das Bauunternehmen in die Insolvenz
gegangen war und somit weitere Kosten entstanden sind, die vorher nicht eingeplant waren.

Nach 1-2 Jahren intensiver Suche nach einer gebrauchten Immobilie die unseren Ansprüchen gerecht werden sollte hatten wir unser Vorhaben aufgegeben und uns entschieden das Thema „Neubau“ doch anzugehen.
Nachdem wir uns einige Musterhausparks angeschaut hatten u.a. in Frechen, Wuppertal und diverse Musterhäuser einzelner Hersteller, wie Viebrockhaus, Heinz von Heiden, Helma etc. haben wir uns Angebote für unsere Vorstellungen kommen lassen.
Ich werde hier nur auf die 4 engsten Kandidaten eingehen:

- FingerHaus:
FingerHaus hat uns sehr gut gefallen, wir wurden sehr freundlich behandelt und es wurde auf alle Fragen eingegangen. Das Angebot war sehr transparent und es wurde auch auf die anfallenden Zusatzkosten aufmerksam gemacht. Insgesamt hat uns FingerHaus sehr gut gefallen und wir hätten uns auch vorstellen können mit FingerHaus zu bauen, allerdings waren diese im August des letzten Jahres bereits für ein Jahr ausgebucht. Weiter haben wir uns später gegen ein Holzfertighaus entschieden, so dass wir in jedem Fall massiv also Stein auf Stein bauen wollten.
Preislich einer der teuersten Anbieter.

- Viebrockhaus (VBH):
VBH gehört zu den größten Massivhaus-Herstellern Deutschlands. Hier hat uns die Beratung gut gefallen, es wurde sich Zeit genommen und es wurden alle Änderungen und Fragen zum Haus ausgiebig beantwortet und in die neue Planung übernommen. Wir waren wir bereits sehr weit mit der Planung des Classico 605 (KfW55) fortgeschritten, als wir uns entschlossen, doch nochmal weitere Angebote von Massivhaus-Herstellern einzuholen.
Einer der Gründe für weitere Angebote lag darin, dass mit zunehmender Dauer neue Fragen aufkamen bedingt durch Erfahrungen von Hauseigentümern, die bereits seit einigen Jahren in Ihrem Viebrockhaus wohnten, als auch diverse Baublogs und Forenberichte.
Preislich weit oben.

- Favorit Massivhaus:
Favorit machte auch einen sehr guten Eindruck. Die Beratung war ordentlich, das Gebotene war auch hier in Ordnung. Da der Aufbau größtenteils ähnlich zu Heinz von Heiden war, der Preis aber deutlich darüber lag, haben wir uns letztlich dagegen entschlossen hier noch weiter ins Detail zu gehen.
Preislich relativ weit oben.

- Heinz von Heiden (HvH):
HvH gehört wie VBH zu den größten Massivhaus-Herstellern Deutschlands. Hier hat uns der Grundriss des GGFXL Hauses auf Anhieb gut gefallen und auch der Preis, den der Vertriebsmitarbeiter uns nannte, war gut. Im Gegensatz zu VBH war dieses Haus im Standard nur ein KfW70 Haus. Wir haben daher noch einige Positionen mit ins Angebot aufgenommen, wie Fußbodenheizung, bessere Isolierung, etc. Gut fanden wir die höhere Flexibilität gegenüber VBH, gerade bei der Heizungsanlage (mehr dazu weiter unten).
Preislich ok.

Ich denke ich untertreibe nicht, wenn ich sage ich kenne 95% aller Erfahrungsberichte dieser beiden Haushersteller (VBH und HvH) im Internet. Man findet zu beiden natürlich gute wie schlechte Berichte.

Bei VBH liest man sehr viel von Bauherren die über hohe Heizkosten klagen oder den zu kleinen Warmwasserspeicher bemängeln. Da VBH ausschließlich Nibe verbaut, musste ich mir dies natürlich näher anschauen, da man ja schließlich keine Wahl hat bei der Heizung im Gegensatz zu anderen Bauträgern.
VHB verbaut die Nibe F755G die baugleich zur Nibe F750 ist. Diese Heizung hat einen Brauchwasserspeicher von 180 Litern, welcher laut Aussage eines Bauherren schon knapp sein kann für das einlassen einer Wanne. Nun gut VBH bietet natürlich auch einen Zusatzspeicher an gegen Aufpreis.

Also habe ich mich hier näher erkundigt, die Nibe heizt ausschließlich mit Abluft, im Gegensatz zu einer Luft/Wasser Wärmepumpe benötigt sie also kein Außengerät, zumindest bei allen Häusern <200M² Wohnfläche. (Spannend, die Dimension der Heizung wird nicht der Heizlast des Hauses angepasst, sondern eine Heizung für alle Häuser bis 200m². Sehr flexibel! ;-) ) Wenn man sich jetzt überlegt, dass sie also ausschließlich mit der Raumluft des Hauses heizt, so dürfte einem schnell in den Sinn kommen, dass die Raumluft endlich ist.

Also muss frische Luft her, diese strömt bei VBH über Ventile in den Wänden rein, diese öffnen kurz und lassen die nicht vorgewärmte Luft ins Haus. Frisch in jeder Hinsicht, bei einer Außentemperatur von z.B. -2 Grad will diese Luft ja auch wieder auf 20 Grad Raumtemperatur kommen, zudem verlieren wir ja auch noch Wärme durch Fenster, Wände, Decke und Boden. Es kommt also was kommen muss, der elektrische Heizstab kommt dann irgendwann ins Spiel, mit bis zu 6 KW. Die Folge: Es wird teuer, da jede KWh richtig kostet.

Jetzt war meine Überlegung: OK, VBH baut ausschließlich KfW55 oder besser, dann muss die Dämmung ja hervorragend sein um dieses Ziel zu erreichen. Der Slogan heißt: „Energieeffizienz ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal!“
Daraufhin habe ich VBH gebeten, mir einen maximalen Verbrauch zu garantieren, die Antwort von VBH als Zitats eines Geschäftsführers von VBH:

Für ein Beispielhaus mit 133 m² ohne Keller, das ich zufällig im Auto habe, ergibt sich nach EnEV ein Energieverbrauch für Heizung, Lüftung und Warmwasser von 2756 KWH Elektroenergie. In der lebensnahen Prognose wie oben beschrieben, beträgt dieser Wert 5278 KWH. Diese Abweichung im Energieverbrauch werden Sie aber wie gesagt mit jedem Heizungssystem haben. Fragen Sie doch mal die HvH-Kollegen danach. Wetten, das haben die nicht?

Davon ab, dass ich es nicht mag, wenn man auf der Konkurrenz rumhackt anstatt sich auf seine Stärken zu verlassen, 5278 KWh elektrisch bedeutet 13722 KWh thermisch, also 103 KWh/m²!
Ein KfW55 Haus sollte ~40KWh verbrauchen und wenn ich ein KfW55 Haus baue, dann erwarte ich zumindest annähernd diese Werte. Man muss dazu sagen, dass diese Werte als Standard bei 19°C Raumtemperatur gerechnet sind, also wohl wirklich nicht das was man in der Wohnung hat, wenn eine Frau zugegen ist.

Weiter schrieb er:

Es gibt einen gesetzlichen Standard, nämlich die EnEV, die die Vergleichbarkeit von Häusern verschiedener Anbieter aus energetischer Sicht ermöglicht. Diese EnEV ist auch Grundlage für die KfW-Klassifizierungen. Grob gesagt heißt das, dass ein KfW-70-Haus in Bezug auf die Gebäudehülle und den Verbrauch rd. 30% besser als der gesetzlich geforderte Standard ist, einKfW-55-Haus um rd. 45% in beiden Kategorien. Zur Vergleichbarkeit verschiedener Energieträger wird hier jeweils auf Primärenergie umgerechnet. Da der Energieträger Strom mit einem Faktor von 2,6 belegt ist, während Gas z.B. bei rd. 1,1 liegt, wird Ihr gasbeheiztes Haus rd. 2,5x so viel KWH Gas verbrauchen gegenüber dem Stromverbrauch. (Hilfsenergien mal vernachlässigt).Bezogen auf das unten genannte Beispiel unseres 133-m²-Hauses heißt das, dass Sie statt 2750 KWH Strom rd. 6875 KWH Gas verbrauchen dürfen.

Davon abgesehen, dass die Umrechnung nicht passt, es wären 6500 KWh Gas, aber dann müsste man auch fairerweise sagen, dass 6500 KWh Gas (6500 KWh * 6,5Cent = 422,50 €) günstiger sind als 2750 KWh (2750 KWh * 21 Cent = 577,50 €) Strom. Hinzu kommen natürlich noch monatliche Gebühren.
Solche Heizkosten sind einfach nicht akzeptabel für ein KfW55 Haus. Und solche Beispiele findet man einige im Internet. Interessant ist, dass einige Bauherren auch noch denken, dass sie sehr gute Verbrauchswerte haben, hinterfragen tun das leider die wenigsten.
Diverse Fragen die ich zu der Heizungsanlage gestellt hatte blieben ebenso unbeantwortet wie die Anfrage nach einer Heizlastberechnung.

Damit war für uns die Sache erledigt, VBH schied aus. Alle guten Eindrücke, die VBH vorher hinterlassen hatte, waren damit zunichte, und uns war dann auch klar, dass wir dieses Verhalten nicht weiterempfehlen können.
Der Leiter Vertrieb in Kaarst war auch nicht besser, vorher freundlich, eine Wette vorgeschlagen, die Wette verloren und den Wetteinsatz für die Wette bis heute nicht beglichen. Wettschulden sind Ehrenschulden heißt es immer, Ehre? Nun ja, wir hörten nie wieder ein Wort von ihm.

Also blieb uns noch HvH. Alles bestens also bei HvH?

Leider nicht, auf einen Fragenkatalog von ~20 Fragen den ich gemailt hatte kam die Bitte eines Rückrufs des externen Vertriebsmitarbeiters. Die erste Frage des Herrn war ohne Begrüßung: „Sie erwarten doch nicht ernsthaft von mir, dass ich auf diese Fragen schriftlich antworte oder?“

Damit war er eigentlich schon unten durch, er rang sich dann aber doch dazu durch alle Fragen im Schnelldurchlauf am Telefon zu beantworten. Weiter kommt hinzu das VBH vorbildlich übersichtlich war was das Angebot anbelangte, bei HvH leider sehr unübersichtlich. Für jedes extra Gewerk wurde ein neues PDF geschickt, also für die Garage, für die Heizung, für die Fußbodenheizung …

Bei dem darauffolgenden Termin hat es dann mächtig geknallt, dass wir nach 10 Minuten am Liebsten gegangen wären. Beide Parteien haben dann einen Cut gemacht und wir haben uns dazu durchgerungen noch einmal von vorne anzufangen, ab dann ging es. Leider haben wir diese Erfahrung auch von anderen Bauherren erzählt bekommen. "Wenn Ihr den Vertriebler erst überstanden habt, wirds besser."

Bei HvH hatten wir dann wenigstens selbst die Möglichkeit zu wählen welche Art von Heizung wir wünschten. Es ist soweit alles möglich, die günstigste Möglichkeit von Gasheizung mit Heizkörpern über diverse Hersteller von Luft/Wasser Wärmepumpen bis hin zu Sole-/Wärmepumpen mit Fußbodenheizung.

Hier ist man also deutlich flexibler. Während VBH auf KfW55 setzt und damit die Ausstattung des Hauses mit Fußbodenheizung, Wärmepumpe, Lüftungsanlage vorgibt, hat man bei HvH die Wahl. Preislich startet man ~30% unter dem günstigsten Angebot von VBH und muss dann dementsprechend die einzelnen Elemente hinzukaufen, sprich Fußbodenheizung ist Aufpreis, Wärmepumpe ist Aufpreis und die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist auch Aufpreis pflichtig.
Weiter hörten wir von dem Vetriebsmitarbeiter sehr häufig: „geht nicht“, „machen wir nicht“ … „das geht eigentlich gar nicht“, ich will aber nicht hören was nicht geht, ich will eine Lösung. Z.B. wurde uns gesagt, die Decken müssen 2,75 m hoch sein, das geht nicht anders bei Rollläden. Später bei der Bemusterung bekamen wir dann zu hören, dass die zusätzliche Raumhöhe Aufpreis pflichtig sei und Standard 2,62 m ist, auch mit Rollläden.

Preislich: HvH ist trotz der Aufpreise immer noch günstiger, da sie deutlich günstiger starten.

Man bekommt mehr Haus, bzw. deutlich mehr Wohnfläche für das Geld. Der Wandaufbau ist minimal größer, es werden 17,5er Steine anstatt der 15er Steine bei VBH verbaut. Ansonsten sehr ähnlich was den Aufbau und die Ausstattung anbelangt.
Hier mein Vergleich an Hand von Schulnoten:

Viebrockhaus Heinz von Heiden
Vertrieb Freundlichkeit24
Vertrieb Kompetenz34
Übersichtlichkeit Angebot24
Transparenz Nebenkosten23
Auswahl Zusatzleistungen42
Werkvertrag34
Preis52
Persönliches Feedback durch je 1 Bauherren vor Ort32

Letztlich sieht es hier fast besser für VBH aus, aber den Vertrieb haben wir nicht beachtet, da wir notfalls einfach zu einem anderen Vertrieb gegangen wären.

Hausvergleich:

Viebrockhaus Heinz von Heiden
Wohnfläche:146,61m²169,14m²
Maße:9,52m x 11,47m9,45m x 12,32m
Klinker:JaJa
KfW Effizienz:5570
Heizung:AbluftwärmepumpeLuft/Wasserwärmepumpe
Lüftung:dezentrale Lüftung
Wärmerückgewinnung über WP
zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Fenster:Ug 0,5 W/m²KUg 0,6 W/m²K
Wandaufbau
Dämmung Wand, Dach, Bodenplatte:
Keine großen Unterschiede, HvH ist hier etwas besser in der Dämmung, auch ohne KfW55 bei beiden identisch in unserem Angebot, trotz KfW55/KfW70
Bauzeit:3 Monate6 Monate
Zahlungsplan:Beide bescheiden, während man bei VBH bereit 67% nach dem Rohbau bezahlt hat, bei HvH 51%, so ist die letzte Rate bei HvH 2% anstatt der gesetzlichen 5%.
Preis:VBH im etwa 10 bis 20% teurer

Fazit: Es gibt nichts geschenkt im Leben, beide Unternehmen wollen nur unser bestes…

PS: Für den Fall, dass sich einer der Bauträger ungerecht behandelt fühlt, so kann er dies gerne hier unten in die Kommentare schreiben.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Ihr!
Super Baublog! Als Viebrockhaus-Bauherr habe ich all' diese tollen Beiträge mit Genuß gelesen! Weiter so...und viel Spaß mit dem neuen Eigenheim!

Gruß Alex
(amlusthaus.de)

PS Es handelt sich nicht um Bauträger, sondern um Generalunternehmer (GU) !

Anonym hat gesagt…

Hi, super Baublog. Wir stehen kurz dem Abschluss mit VBH, haben aber viele Fragen zu dem Vertrag, insbesondere bzgl. Heiztechnik, etc. Besteht die Möglichkeit sich mal telefonisch auszutauschen?

LG
Roger

Nina und Dirk hat gesagt…

Hallo Roger,

die Fragen zum Vertrag werden wir Dir sicher nicht beantworten können, zur Heizungtechnik evtl.
Um Kontakt aufzunehmen, schreib uns an ninaunddirkbauen (@) gmail.com.

Gruß
Dirk

Sascha hat gesagt…

Also wir sind zufrieden mit Viebrockhaus und der Nibe 750 F Immer wieder!!

Nina und Dirk hat gesagt…

Hallo Sascha,

Zufriedenheit mit VBH und der Nibe wurde ja auch nie abgesprochen, sondern vielmehr das der Verbrauch meist nicht zu der Vorgabe eines KfW55 Hauses passt.
Vielleicht magst Du uns ja mal Deinen elektrischen Verbrauch der Wärmepumpe für ein Jahr und das Haus mitteilen?

Gruß
Dirk

Anonym hat gesagt…

Viel Lesen, viele Fragen..

Habt ihr Town & Country haus auch überlegt?

Gr. Theo

Nina und Dirk hat gesagt…

Freunde haben mit T&C gebaut, dann ist das Bauunternehmen pleite gegangen und es sind deutliche Mehrkosten entstanden. Wäre für uns keine Option gewesen. Das Problem wird man mit HvH und Viebrockhaus eher nicht haben.